Ist der internationale Frauentag noch zeitgemäß?
Anfang des Jahres war es wieder so weit: Der internationale Frauentag stand vor der Tür. Wie jedes Jahr kam die Frage auf: Was machen wir als Vertrauensleute dazu? Jemand fragte hinter vorgehaltener Hand: Braucht es den Tag überhaupt noch?
Ich bin der Meinung, ja, dieser Tag ist aus vielen Gründen nach wie vor sinnvoll und wichtig. Warum? Abgesehen von einigen aktuellen politischen Entwicklungen in anderen Ländern, die die Situation von Mädchen und Frauen teilweise sogar massiv verschlechtert hat, lohnt es sich, einen kritischen Blick auf uns zu werfen und vor der eigenen Haustür zu kehren. Aber so schlecht wie in anderen Ländern geht es den Frauen hierzulande doch gar nicht? Das stimmt natürlich, in Deutschland wird niemand aufgrund seines Geschlechts daran gehindert zur Schule zugehen oder muss gar Angst haben, ins Gefängnis zu kommen. Rein rechtlich sind Frauen und Männer hierzulande vor dem Gesetz gleich. Bis 1977 war das in Deutschland anders: Ehefrauen mussten ihre Männer um Erlaubnis fragen, wenn sie in einem bezahlten Beruf arbeiten wollten (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung).
Und wie ist es heute? Wir alle haben schon von der Lohnlücke (Gender Pay Gap) zwischen den Entgelten von Männern und Frauen gehört. Die Lücke betrug laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 noch 18% und ist seit 2016 lediglich um 5 % geschrumpft. „Damit bleiben wir europäisches Schlusslicht“ schreibt die Initiative equalpay.de auf ihrer Homepage. „Viele Frauen erlernen Berufe, die schlechter bezahlt sind, arbeiten seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit oder in Minijobs“. Selbst unter vergleichbaren Parametern, wie derselbe Beruf, Alter, etc., bleibt eine Lücke von 7% bestehen. Die Ursachen der Lohnlücke sind demnach vielschichtig und es bedarf ebenso vieler Maßnahmen, um sie zu schließen. Etwas Positives gibt es doch noch zu berichten: Im Vergleich zu anderen Branchen steht die Pharmabranche laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung in puncto Chancengleichheit relativ gut da. Frauen, die in der Pharmabranche beschäftigt sind, können zum Beispiel von ihrem Lohn selbständig leben und die Entgeltlücke zu männlichen Beschäftigten ist mit 7% erfreulich gering. Trotzdem werden wir auch nächstes Jahr wieder den Internationalen Frauentag feiern.